Die Idee des Nebelschachs leitet sich aus
der Spielidee des JieQi (www.jieqi.de) ab, angewendet auf
das bekannte Schachspiel. Vereinfacht ausgedrückt besteht sie darin, dass am Anfang zwar jede Figur auf einem der Plätze der bekannten Grundaufstellung steht, man aber außer den Königen keine Figur sieht. Ungefähr so, als stünden beide Teams im Nebel. Weiß beginnt und zieht eine Figur nach den Regeln des Schachs, steht die Figur noch im Nebel, dann zieht der Stein so, wie derjenige ziehen würde, der dort normalerweise steht. Am Zielfeld angekommen, wird der Stein sichtbar und zieht von nun an wie gewohnt. Das ist schon (fast) alles, es gilt nur noch, einige Besonderheiten im Sinne des Spiels zu (er)klären (s. gegenüber). Jeder Spieler stellt seinen König auf sein Feld, dreht alle seine Figuren um und mischt sie. Anschließend mischt jeder die Figuren des Mitspielers. Nun wird das Spiel aufgebaut und Weiß beginnt wie üblich. Geschlagene Nebelfiguren darf man sich ansehen, zeigt sie aber nicht dem Mitspieler. Eine Figur absichtlich umzudrehen, ist grob unsportlich und verliert sofort die Partie. Wird eine Figur durch einen Fehlzug bekannt, sollten sich beide Spieler einigen, wie damit umzugehen ist. Bei Blitz- oder Turnierpartien wird in der Regel die Partie ebenfalls beendet. |
Für die Rochade gelten die
üblichen Regeln. Natürlich kann sie nur mit dem König
und einem Nebelturm durchgeführt werden. Nach der
Rochade wandelt sich der Nebelturm in eine offene Figur,
z.B. 0-0S.
Zieht ein Nebelbauer zwei Felder vorwärts, kann die entstandene Figur im nächsten Zug en passant geschlagen werden, nach den üblichen Regeln. Entsteht ein Bauer auf der gegnerischen Grundreihe, so kann er sofort in einen Offizier verwandelt werden: z.B. Txa8BD. Lediglich Nebeltürme und Nebeldamen können in einem Zug die gegnerische Grundreihe erreichen.
Materialisiert sich ein Bauer auf der eigenen
Grundreihe, so zieht und schlägt er ganz normal
ein Feld vorwärts. Danach steht er auf der zweiten Reihe
und darf nun einmalig zwei Felder vorwärts ziehen, so
als ob er noch nie gezogen hätte. Diese Regel dient
dazu, sicherzustellen, dass eine Stellung, die keine
Nebelfiguren mehr enthält, dieselben Zugmöglichkeiten
enthält wie die gleiche Stellung im Schach.
Zur Notation sollten die normalen Formen ausreichen, es ist nicht notwendig, Nebelfiguren gesondert zu kennzeichnen, das sieht man dann schon am Umwandlungssymbol. Das jedoch sollte nicht vergessen werden, auch wenn sich eine Figur in die umwandelt, die sie gerade eben war. |
|
Beispiel für den Beginn einer Partie |
||
Stellung nach 1. h4D e6S Weiß hat den Randbauern vorgezogen, zufällig hat sich hier gleich die Dame materialisiert. Daraufhin hat Schwarz die Idee, diese Dame gleich mit seiner Nebeldame anzugreifen. Die weiße Dame ist zwar vom Nebelturm gedeckt, nur ist natürlich nicht sicher, dass hinter der Nebeldame auch die echte schwarze Dame steckt. Ein "Tausch" wäre für Weiß höchstwahrscheinlich nachteilig. |
Weiß weicht mit der Dame aus und greift den Bh7 an. Er droht, mit dem Nebelturm zu schlagen und wenn dieser (mit hoher Wahrscheinlichkeit) zu einem Bauern wird, steht er bereits kurz vor der Umwandlung. Egal, was Schwarz zieht, der weiße Nebelturm kann überall schlagen, kann aber auch überall vom schwarzen Nebelturm zurückgeschlagen werden. Schwarz entscheidet sich für h6, dreht die Figur um und es ist ein Bauer (mehr als die Hälfte der verdeckten Figuren sind Bauern) |
Stellung nach 3. d4L Sc6T
Normalerweise zieht man eine Nebelfigur nicht auf ein Feld, auf dem sie von einer potentiell schwächeren Figur geschlagen werden kann. In diesem Fall war es aber möglich, weil der schwarze Springer gefesselt ist. Zwei "normale" Entwicklungszüge im Nebelschach. |
Woher bekommt man das Spielmaterial?
Schließlich kann man Schachfiguren nicht einfach umdrehen.
Hier gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: Man verwendet flache Steine, die man auch umdrehen kann. Diese gibt es manchmal in Reisesets, um mit den gleichen Steinen auch Dame oder Backgammon spielen zu können (Tipp: wenn das Figurensymbol nur aufgedruckt ist, kann man den Druck mit falblosem Nagellack schützen) Man baut sich gleichartige röhrenförmige Behälter für die Figuren (aus z.B. leeren Gewürzdosen o.ä.), diese müssen nicht einmal von unterschiedlicher Farbe sein, da sie sich auf dem Brett ja nicht verschieben können. In diese steckt man vor dem Mischen die Figuren. Wenn die Röhrchen zu viele unterschiedliche Merkmale haben, muss man die Figuren von einer unabhängigen Person packen lassen Davon habe ich noch kein Beispiel, aber wenn mir jemand ein Bild eines solchen schickt, stelle ich es gern hier dar. |
||
Urheberrechtsvermerk Das Spiel hätte jeder erfinden können, der XiangQi, JieQi und Schach kennt, auch die Sonderregeln liegen auf der Hand. Vielleicht wurde es sogar schon an anderem Ort erfunden. Deshalb erhebe ich keine Ansprüche aus dieser Schöpfung außer den der Urheberschaft. Jeder kann das Spiel und diese Anleitung frei verwenden. Über einen Nachweis der Verwendung würde ich mich jedoch freuen. E-Mail: xiangqi
(at) co-tuong.de
|
||
© 2022 by Uwe Doetzkies / last Update: 2022-11-16